Verletzungen sind Teil einer jeden Beziehung
In fast jeder Paarbeziehung kommt es zu kleineren oder auch größeren Verletzungen. Manchmal geschehen sie unabsichtlich oder unbewusst, und wenn es nur Kleinigkeiten sind, dann ist auch schnell der Schwamm drüber. Wir bitte kurz um Entschuldigung und die Sache ist vom Tisch.
Anders sieht es aus, wenn es um größere Verletzungen wie Untreue oder Lügen in der Partnerschaft geht. Dann fällt die Sache mit dem Entschuldigen oder Verzeihen oft schon schwerer.
Dauerhaft Opfer?
Dann sind wir sauer, wütend, gekränkt, verletzt und noch vieles mehr! Aber nicht selten spüren wir auch, dass wir uns dem anderen wieder zuwenden und positive Gefühle haben wollen. Wir wollen nicht auf ewig in der Opferrolle feststecken und in endlosen Schleifen die immer gleichen Vorwürfe und Anklagen formulieren. Eigentlich wollen wir es sogar wieder „gut“ sein lassen – wortwörtlich!
Verzeihen heißt nicht, einfach zu vergessen was geschehen ist. Es ist vielmehr ein ganz bewusster Akt das, was geschehen ist, zu akzeptieren und auf Ausgleich und auf das Prinzip der Gegenseitigkeit zu verzichten. Das Positive daran ist: Es kann für beide Seiten eine entlastende Wirkung haben. Solange wir uns weigern, zu verzeihen, vergiften wir nämlich nicht nur die Beziehung, sondern auch uns selbst.
Die Entlastung kann dann konkret darin liegen, dass es keine weiteren Entschädigungen mehr geben muss für die Kränkung oder Verletzung. Wenn es gelingt, zu verzeihen, dann kann jeder neu anfangen, Verantwortung für sein eigenes Handeln zu übernehmen. Um manchmal stärkt das auch eine Beziehung.
Zur Vertiefung
- Svenja Flaßpöhler (2016): „Verzeihen: Vom Umgang mit Schuld“
- Martin Grabe (2012): „Lebenskunst Vergebung: Befreiender Umgang mit Verletzungen“
- Stefanie Lorenz (2020): Vergangenheit loslassen: „Das lasse ich hinter mir…”
