Blog-Beitrag zum Thema Paare der Familienmanufaktur

Der Lebenszyklus unserer Liebesbeziehungen

Jede Beziehung hat einen Anfang im ersten Kennenlernen und ein Ende durch Trennung oder Tod. Dazwischen durchläuft sie ihren ganz eigenen Lebenszyklus und entwickelt phasenweise auch eine sehr eigene Dynamik.

Roland Weber hat fünf Phasen ausgemacht, die nahezu jede Beziehung – mehr oder wenig ausgeprägt – durchläuft:

1. Die Verliebtheitsphase

Schmetterlinge im Bauch, rosa Brille, schweben auf Wolke sieben. Alles am anderen ist toll und vollkommen. Schattenseiten gibt es nicht. Wir können das nächste Treffen kaum erwarten, sind neugierig aufeinander und überraschen den anderen immer wieder mit kleinen Geschenken und Aufmerksamkeiten. Die Natur hat diese Phase bewusst so intensiv ausgestaltet: Unsere anfängliche Verliebtheit ist wichtig für die spätere Stabilität der Partnerschaft. Hier legen wir als Paar zusammen den Grundstein.

2. Das Verliebtheitsgefühl schwindet

In der zweiten Beziehungsphase nehmen wir die rosarote Brille ab und sehen am anderen Eigenschaften, die wir zuvor nicht wahrgenommen haben. Wir nehmen unseren Partner genauer unter die Lupe und entdecken immer mehr, was uns nicht gefällt. Wir erkennen Unterschiede und fragen uns, wie wir uns so täuschen konnten. Neben dem Trennenden sehen wir aber auch noch das Verbindende. Trotzdem ist die Gefahr durch Trennung jetzt am größten. Sehr schade, denn ob man wirklich gut zueinander passt, weiß man erst später.

3. Gegensätze werden bekämpft

Die dritte Phase stellt viele Beziehungen auf eine harte Probe. Untersuchungsergebnisse sagen, dass nun beide häufiger überlegen, ob eine Trennung nicht doch das Beste wäre. Die Partner verstricken sich immer wieder in Macht-, Revier- und Konkurrenzkämpfe. Keiner von beiden will klein beigeben und jeder hätte gerne das letzte Wort. Aber wenn die Verliebtheitsphase vorbei ist, kann die wahre Liebe beginnen. Der Grund ist, dass wir erst jetzt anfangen unseren Partner so zu sehen, wie er wirklich ist, als Mensch. Genauso behaftet mit Fehlern und Macken wie wir selber. Die Aufgaben lauten nun: Kompromisse machen, Unterschiede als Bereicherung wertschätzen und uns gegenseitig so akzeptieren wie wir sind.

Wenn das geschafft ist, kann am Ende etwas Wunderbares, Neues und Wichtiges für die zukünftige Beziehung wachsen!

4. Ich, Du und Wir

Spätestens jetzt wissen die meisten, wie der Andere tickt. Die Machtkämpfe sind vorbei und man setzt nun die Energie für die eigene Persönlichkeitsentwicklung ein. In dieser Phase sehen viele sich zwar als Paar, versuchen aber auch genug Raum für sich selbst zu finden, ohne dabei den Zusammenhalt aus dem Auge zu verlieren. Das gut auszubalancieren und ein Gleichgewicht zwischen dem „Ich“, dem „Du“ und dem „Wir“ zu finden, ist anspruchsvoll. In dieser Zeit wächst auch wieder ein anderes, neues Interesse am Partner und man lernt viele Seiten seines Gegenübers neu kennen.

5. Du bist mein Zuhause – die Phase tiefer Liebe

Diese letzte Phase ist die tiefste und vertrauteste. Wer hier angekommen ist, kann ohne Maskierungen, Projektionen und Täuschungen von wahrer Liebe sprechen. Leider wird diese Phase heute immer seltener erreicht. Immer öfter trennen sich Paare in den ersten drei Beziehungsphasen, weil es ihnen an Verständnis, Akzeptanz und Geduld füreinander und oft auch für sich selbst fehlt. Sind aber erstmal alle Höhen und Tiefen durchlebt, sind viele Dinge passiert, die einen zusammengeschweißt haben. Dann hat man nicht nur die Stärken und Schwächen des Partners kennengelernt, sondern weiß auch damit richtig umzugehen.

Da jetzt die Kämpfe beendet sind, wird in vielen Partnerschaften die Energie nach außen freigesetzt. Paare engagieren sich beispielsweise gemeinsam für etwas, finden zusammen neue Ziele, greifen neue Projekte an und schenken der Partnerschaft einen tieferen Sinn. Außerdem haben diese gereiften Partnerschaften auch ihre individuellen Regeln und können souverän auf Konventionen pfeifen.

Es lohnt sich also, dranzubleiben.

Meine persönliche Sicht: Eine Beziehung ist erst dann am Ende, wenn keine Entwicklung mehr möglich oder gewollt ist. Bis dahin ermöglicht sie uns aber so gut wie kaum etwas anderes im Leben, uns individuell weiterzuentwickeln und zu wachsen. Dabei sind es gerade die Krisenzeiten und Übergangsphasen, die uns vorwärtsbringen – als Individuum, aber auch in der Beziehung.

Zur Vertiefung

Paaren mit praktischem Interesse für das Thema empfehle ich zwei Bücher von Roland Weber:

  • Wenn die Liebe Hilfe braucht (2013)
  • Gehen oder bleiben? Entscheidungshilfe für Paare (2019)

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